Mainstream Geschichte: USA werden von einer Vierer Geschäftsbande angeführt

Übersetzung: Crae´dor

fourhandsUSStephen: Zum Ende des Jahres eine interessante Geschichte… American Kabuki und Kauilapelle haben mich auf diese Geschichte hingewiesen, die heute in dem Sydney Morning Herald aufgeführt wurde. Der Autor, Ross Gittins, ist der Wirtschafts-Redakteur der Zeitung und ein äußerst respektierter Finanzberichterstatter, der hier ein Buch kommentiert, das er gelesen haben soll. Es ist ermutigend, diese Art der Berichterstattung in den Mainstream-Medien zu sehen. Aber ich kann nicht sagen, dass ich mit Ross‘ letztem Absatz bezüglich Australien übereinstimme. Wir hängen genauso an dem Geldzeug wie der Rest der Welt auch. Je schneller es beendet wird umso besser!

Crae´dor: Sieht es in Europa denn viel anders aus? Wohl kaum.

USA werden von einer Vierer Geschäftsbande angeführt

Von Ross Gittins, Wirtschaftsredakteur, Sydney Morning Herald 31.Dezember 2012

http://www.smh.com.au/business/the-four-business-gangs-that-run-the-us-20121230-2c1e2.html

Wenn Sie je den Verdacht hatten, dass die Politik von dem Big Business gemacht wird, so haben ich Neuigkeiten für Sie: Jeffrey Sachs, ein höchst angesehener Wirtschaftswissenschaftler der Columbia Universität, ist Ihrer Meinung – zumindest in Bezug auf die Vereinigten Staaten.

In seinem Buch The Price of Civilisation [Der Preis der Zivilisation] sagt er, die US-Wirtschaft sei in einer Rückkopplungsschleife gefangen. „Durch die Finanzierung der [Wahl]Kampagnen überträgt sich der Unternehmensreichtum auf die politische Macht, Unternehmenslobbyismus und die Drehtür der Jobs zwischen Regierung und Industrie; und weiter überträgt sich die politische Macht auf den Wohlstand durch Steuerkürzungen, Deregulierung und Schmuseverträge zwischen Regierung und der Industrie. Wohlstand erzeugt Macht und Macht erzeugt Wohlstand“ sagt er.

Sachs sagt, vier Schlüsselsektoren des US Geschäftes seien beispielhaft für diese Rückkopplungsschleife und die Übernahme der politischen Macht in Amerika durch „Corporkratie“*.

Als erste ist der sehr wohl bekannte militärisch-industrielle Komplex da. „Gemäß [Präsident] Eisenhowers berühmter Warnung, abgegeben bei seiner Abschiedsrede im Januar 1961, schufen die Verbindung des Militärs und der privaten Industrie eine so durchdringende politische Macht, dass Amerika zur Militarisierung verurteilt wurde, zu unnützen Kriegen und fiskalen Verschwendung in einer Größenordnung von mehreren zehn Billionen Dollar seit damals“, sagt er.

Der Zweite ist der Wall Street-Washington Komplex, welcher das Finanzsystem in Richtung Kontrolle durch wenige politisch mächtige Wall Street Firmen gesteuert hat, insbesondere Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Citigroup, Morgan Stanley und eine Handvoll anderer Firmen.

Heutzutage kommt beinahe jeder Finanzminister – Republikaner oder Demokrat –von der Wall Street und kehrt dorthin nach seiner Legislaturperiode zurück. Die engen Bindungen zwischen Wall Street und Washington „ebneten den Weg für die Finanzkrise von 2008 und das Mega-Rettungsprogramm, das danach folgte, aufgrund der rücksichtslosen Deregulierungen, gefolgt von beinahe gänzlichem Übersichtmangel seitens der Regierung“.

Dritter ist der Große Öl-Transport-Militär-Komplex, welcher die USA auf die Schussbahn der schweren Ölimportabhängigkeit und die Falle des Mittleren Ostens vertiefte, sagte er.

„Seit den Tagen von John D. Rockefeller und des Standard Oil Trust vor einem Jahrhundert hatte sich das Große Öl[Geschäft] bedrohlich in der amerikanischen Innen- und Außenpolitik aufgetürmt. Big Öl tat sich mit der Automobilindustrie zusammen, um Amerika weg von Massentransport [Schienenverkehr] hin zu kraftstoffangetriebenen Fahrzeugen, die auf nationalfinanzierten Autobahnen fahren, hin zu steuern.“

Das Große Öl hat durchweg und erfolgreich den Wettbewerb der nicht ölbasierten Energieträger abgewehrt, inklusive Atom-, Wind- und Solarenergie.

Es wurde mit Hilfe des Pentagon gesichert, dass Amerika die Seerouten zum Persischen Golf verteidigt und im Endeffekt  mehr als 100 Milliarden an Subventionen für Kraftstoffe sicherstellt, die auf der anderen Seite gefährlich für die Nationale Sicherheit sind, sagt Sachs.

„Und Big Oil hatte offenkundig seine Rolle gespielt im Kampf darum, die Klimaveränderungen aus der US Agenda fernzuhalten. Exxon-Mobil, Koch Industries und andere aus diesem Sektor haben eine anti-wissenschaftliche Propaganda aufgestellt, um die Amerikaner zu verwirren.“

Die Vierte ist die Gesundheitsindustrie; Amerikas größte Industrie, die nicht weniger als 17 Prozent des US Bruttosozialproduktes verschlingt.

„Der Schlüssel zum Verstehen dieses Sektors ist die Anmerkung, dass die Regierung sich mit der Industrie vereinigt, um Kosten zurück zu erstatten mit geringer systematischer Überwachung und Kontrolle“, sagt Sachs. „Pharmaunternehmen haben himmelhohe Preise angesetzt und sie mit Patentrechten abgesichert; Medizinfürsorge [für Ältere] und Medizindienst [für die Armen] und private Versicherungen entschädigen Ärzte und Krankenhäuser auf einer Gewinnbasis; und die Amerikanische Ärztegesellschaft schränkt den Zugang neuer Ärzte durch Stellenkontrolle an medizinischen Fakultäten ein.

„Das Ergebnis dieses Pseudomarktsystems sind exorbitante Kosten, hohe Profite auf dem privaten Gesundheitssektor und kein politischer Wille zu Reformen.“

Sieht man jetzt, warum die Industrie so viele Anstrengungen für die Überzeugung der Amerikaner unternahm, dass Obamas Fürsorge ein Teil des Sozialismus war? Sie schafften nicht es zu blockieren, aber das in Verlegenheit gebrachte Programm tut nicht genug, damit die USA nicht das letzte reiche Land in der Welt ohne allgemein verfügbare Gesundheitsfürsorge ist.

Es sei bemerkt dass, trotz der enormen Kosten, Amerikas Gesundheitssystem die Amerikaner mit nicht besonders guter Gesundheit versorgt – nicht so gut wie die unsere, zum Beispiel. Dieses Rätsel ist leicht erklärt: Amerika hat die am höchsten bezahlten Ärzte.

Sachs sagt, man solle sich erinnern, dass die Hauptsache wonach die Corporkratie*Ausschau hält, ihre eigenen Interessen sind. „Es gibt keine Wirtschaftskreise in dem unternehmerischen Amerika.“

„Betrachten Sie das Pulsieren des korporativen Sektors im Vergleich zum Pulsieren der Angestellten, die in ihm arbeiten: 2010 waren die Unternehmensgewinne an einem Allzeithoch. Die Gehälter der Vorstände prallten extrem von der Finanzkrise ab. Wall Street Vergütungen befanden sich 2010 in einem Allzeithoch. Viele Wall Street Unternehmen zahlten Zivilstrafen für Finanzmissbräuche, aber keiner der Senior Banker sah sich strafrechtlich verfolgt, und es gab keine nachteiligen Regulierungsmaßnahmen, die zum Verlust von Profiten in Finanzbranche, Gesundheitsindustrie, Militär- und Energieversorgung führen würden“, sagt er.

Die Leistung, die die Corporkratie in den 30 Jahren erreichte, war das Erschaffen einer reichen und superreichen Klasse in Amerika, sagt er. Und jetzt können wir die Werkzeuge ihres Handels sehen.

„Es begann mit Globalisierung, die die Kapitaleinkünfte in die Höhe und die Gehälter nach unten trieben. Diese Veränderungen wurden durch Steuerkürzungen bei den Spitzenverdienern gesteigert, was zu mehr Nettolohn und größerem Reichtum aufgrund des höheren Netzes der Steuererstattungen und Kumulierung des Kapitals führte.“

Vorstände haben sich ihre eigene Scheibe aus dem korporativen Eigentumsrechtsektor abgeschnitten durch außergewöhnliche Zuwendungen von Aktienpaketen, veranlasst von freundlichen und oft verlesenen Zuwendungskomitees, während die Securities and Exchange Commission [Amerikanische Börsenaufsicht] in die andere Richtung schaute. Das sei nicht schwer zu bewerkstelligen, wenn beide politischen Parteien in der Schlange stehen, um ihre Aufwartung zu machen, schließt Sachs ab.

Glücklicherweise ist es in Australien nicht annähernd so schlimm. Doch es wird Wachsamkeit gefragt sein, um sie nicht weiter in diese Richtung rutschen zu lassen.

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*Ein Begriff der benutzt wird um ein wirtschaftliches und politisches Kontrollsystem aufzuzeigen, das von den Unternehmen kontrolliert wird und/oder deren Interessen vertritt.